Schon der erste Blick auf das Foto vermittelt direkt den Eindruck einer Unschärfe. Es ist, als ob sich für einen Moment klare Linien auflösen und das Licht teilweise konturenlos im Raum schwimmt. Intuitiv verbindet man diesen Eindruck mit dem Haiku-Inhalt, wobei dem Wort „balancieren“ eine Schlüsselrolle zukommt. Jeder hat schon einmal die unsichere Situation erlebt, die bei einem Wiedersehen nach langer Zeit entsteht. Schwingt nicht immer auch eine gewisse Aufgeregtheit mit und die Frage, inwieweit sich Vertrautes und Bekanntes wiederkennen lässt und noch Bestand hat – noch Bestand haben kann? Wo stehen die Personen jetzt, die sich treffen? Der Vergleich von Schritten auf einem Seil, das sich langsam einzupendeln sucht, drängt sich auf. Wie schnell und wie gut gelingt dieses Ausbalancieren … der äußerlichen Situation allgemein, aber viel stärker noch der Emotionen im Besonderen?
Claudia Brefeld











Ramona Linke