Winfried Benkel

Voll, fast übervoll scheint das Haiga zu wirken – diese vielen Vergissmeinnicht-Blüten, die sich wirr und suchend beim Betrachten entgegenstrecken. Dieses Bild korrespondiert verhalten und zugleich sehr gezielt mit dem Haiku-Inhalt, interpretiert das Verwirrtsein und Vergessen auf eine eigene Art, ohne den Haiku-Inhalt dadurch optisch wiederzugeben bzw. zu wiederholen. Gleichzeitig verwebt sich das Haiku in seiner Einzeiligkeit unauffällig mit dem Muster des Bildes, reiht sich ein als eine Form des Verschwindens und des Auflösens – eine gelungene Interaktion. Das Schwarz-Weiß-Foto passt stimmig zum alten Tagebuch und zum Blick in die Vergangenheit, fragend und erstaunt zugleich.
Ein Haiga mit Tiefe und Nachhall.
Claudia Brefeld